Türkei lässt Lotterie ohne Kontrolle laufen – Kritik wächst
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In der Türkei sorgt der staatliche Umgang mit der nationalen Lotterie aktuell für massive Kritik. Seit der Privatisierung des Lotteriewesens im Jahr 2020 liegt die Kontrolle nicht mehr in öffentlicher Hand – mit deutlichen Folgen. Wie kürzlich veröffentlichte Berichte zeigen, gibt es praktisch keine staatliche Überwachung der Betreiberfirma Sisal Şans. Der Vorwurf: Es fehlen unabhängige Prüfungen zu Ticketverkäufen, Gewinnausschüttungen und Einnahmen.

Diese Entwicklung wirft insbesondere im Hinblick auf Spielerschutz und Transparenz zahlreiche Fragen auf. Kritiker sprechen von einem System, das nicht nur gesetzliche Kontrollmechanismen untergräbt, sondern vor allem finanzielle Vorteile für regierungsnahe Unternehmen schafft.

Sisal Şans – ein umstrittenes Glücksspiel-Monopol

Die Betreibergesellschaft Sisal Şans ist ein Joint Venture des italienischen Glücksspielanbieters Sisal mit der türkischen Demirören-Gruppe. Letztere steht Erdogan und seiner Regierung besonders nahe – und genau hier entzündet sich der politische Streit.

Schon bei der Vergabe der Lotterielizenz wurden Vetternwirtschaft und mangelnde Transparenz kritisiert. Die Demirören Holding besitzt nicht nur Anteile an Sisal Şans, sondern kontrolliert auch große Medienhäuser und Energieunternehmen. Gleichzeitig erhielt sie in der Vergangenheit großzügige Kredite von der staatlichen Ziraat Bank – ein weiterer Punkt auf der langen Liste möglicher Interessenkonflikte.

Steuererleichterungen als Geschenk an die Betreiber?

Besonders brisant: Zum Jahresbeginn 2024 senkte die türkische Regierung die Steuern auf Lotterie- und Sportwetten drastisch – um ganze 50 %. Offiziell soll dies der Förderung des digitalen Glücksspiels dienen. In der Praxis profitieren aber vor allem Sisal Şans und andere Großanbieter von dieser Maßnahme.

Oppositionspolitiker werfen Erdogan deshalb vor, gezielt die Profite befreundeter Unternehmen zu steigern. Für den Staatshaushalt bedeutet das möglicherweise Mindereinnahmen in Milliardenhöhe – und für die Bevölkerung eine zunehmende Belastung durch aggressive Glücksspielvermarktung.

Fehlende Kontrolle, steigende Umsätze

Trotz aller Kritik verzeichnet die türkische Lotterie hohe Einnahmen. Für 2024 meldete Sisal Şans Umsätze von über 5,4 Milliarden Lira. Der Staat erhält davon rund 1,35 Milliarden Lira an Abgaben – was für viele als Beweis für die Effektivität der Privatisierung gelten soll.

Doch genau hier liegt das Problem: Ohne externe Kontrolle lassen sich diese Zahlen kaum verifizieren. Unklar bleibt, wie fair die Spiele wirklich sind, ob Gewinne korrekt ausgeschüttet werden oder ob Spielerschutzmaßnahmen tatsächlich greifen. Ein offizieller Prüfbericht der staatlichen Aufsichtsbehörde liegt bislang nicht vor.

Kritik an sozialer Schieflage des Systems

Besonders hart trifft die aktuelle Entwicklung wirtschaftlich benachteiligte Bevölkerungsschichten. Lotterieprodukte werden in der Türkei vor allem von Menschen mit geringem Einkommen gespielt – in der Hoffnung auf einen finanziellen Ausweg.

Ohne ausreichende Kontrolle geraten viele Spieler in eine gefährliche Abhängigkeit, während ein Großteil der Gewinne in die Kassen regierungsnaher Konzerne fließt. Experten sprechen von einem System, das zwar Umsätze generiert, aber langfristig soziale Ungleichheit verstärkt.

Politisch kontrolliertes Glücksspiel ohne Kontrolle

Die türkische Lotterie steht exemplarisch für ein größeres Problem: wirtschaftliche Interessen und politische Machtverflechtungen im Glücksspielbereich. Ohne klare Trennung von Aufsicht und Betreiber ist ein faires und transparentes System kaum möglich.

Während die Regierung in Ankara von einem „modernen Glücksspielmodell“ spricht, sehen Kritiker darin vor allem eines – ein profitables Machtinstrument auf Kosten der Bevölkerung.

Sabine Wassicek

Sabine ist seit über zehn Jahren in der Glücksspiel- und iGaming-Branche tätig. Mit umfassender Erfahrung in Bereichen wie Spielanalyse, Markttrends und verantwortungsvollem Spielen teilt sie ihr Wissen in Artikeln, Tests und Branchenberichten....